Das Nutheschlange Narrativ – Ansichten eines Typen in einem schlecht sitzenden Kängurukostüm.
Nicht von Marc-Uwe Kling
Der Albtraum
Die Internationale erklingt. Ich habe sie als Klingelton auf meinem Handy eingestellt.
„Ja?“, frage ich schlaftrunken ins Handy.
„Kaluppke hier. Von Kaluppke und Partner Rechtsanwälte.“
„Was?“, frage ich und schrecke hoch.
„Ich bin beauftragt von Herrn K., weil Sie seine Texte billig geklont haben, zu unwichtigen politischen Themen missbraucht und wir möchten Sie auffordern, dies zu unterlassen.“
„Herr K.?“, frage ich, „Jemand muss mich verleumdet haben, ich habe nichts Böses getan.“
„Wenn Sie eine Unterlassungserklärung unterschreiben, kostet Sie das nur meinen traumhaften Stundenlohn für diesen Anruf und die Vorbereitung, also nicht mal einen Tausi.“
„Was?“
„Und wenn Sie die Unterlassung unterschrieben haben und es nochmal tun sollten, fällt eine Strafe von einer Fastillion Euro an, sofort zahlbar.“
„Was?“
„Da ich davon ausgehe, dass Sie eine Fastillion nicht sofort zahlen können, würden Sie uns diesen Betrag für immer schulden, und Sie müssten ihn für den Rest Ihres Lebens abarbeiten, als Sklave des Kapitalismus, unterworfen durch Schulden, geknechtet für immer…“
„Was?“
Auf der anderen Seite des Telefons erklingt ein teuflisches Lachen, das sich langsam in die Musik der Internationalen verwandelt.
Ich schrecke auf. Das Handy weckt mich mit der Internationalen, die ich als Weckton eingestellt habe,
„Hattest du schon wieder diesen Albtraum“, fragt mich der Typ im schlecht sitzenden Kängurukostüm.
„Ja!“, sage ich schweißgebadet.
„Mach Dir mal keine Sorgen“, sagt das Kängurukostüm, „das wird der schon nicht machen, Anwälte beauftragen und Abmahnung und so, der ist doch politisch total links.“
„Meinst Du wirklich?“, fragte ich besorgt.
„Ja“, sagt das Kängurukostüm. „Und jetzt geh in die Küche und koch mir Schnaps-Kaffee, Sklave.“
Das Telefon klingelt.




